Karlskirche: Wie ging es nach den Gräberfunden weiter?
31. März 2020 | Seit Frühjahr 2018 wird die Karlskirche renoviert. Trotz der noch laufenden Renovierungsarbeiten sollte die Kirche in der Karwoche für Gottesdienste geöffnet werden. Die gegenwärtige Corona-Krise lässt dies nicht mehr zu und sorgt für Einschränkungen der Arbeiten. Bereits die überraschenden Funde von Grabstätten im Frühsommer 2018 hatten für unerwartete Verzögerungen gesorgt.
Die Bauarbeiten in der Karlskirche kommen voran. In der vergangenen Woche wurde mit der Versiegelung des neu verlegten beheizbaren Steinfußbodens begonnen. In der Zwischenzeit ist der Inneraum neu gestrichen, sämtliche Beleuchtungselemente sind installiert. „Damit sind weite Teile bis zur Empore fertiggestellt“, sagt Inge Böhle, Pfarrerin der zuständigen Evangelischen Kirchengemeinde Kassel-Mitte. „Mittlerweile wurde auch die Orgel ausgepackt und alle ausgelagerten Pfeifen wieder eingebaut, die Wirkung ist großartig.“
Gegenwärtig seien die Baufirmen – allesamt aus der Region – dabei, die unter der Empore neu geschaffenen Räume mit Aufenthaltsraum, Küche und Sanitäreinrichtungen fertigzustellen. Parallel steht der Eingangsbereich an, der mit einer neu geschaffenen Glasfront deutlich mehr Offenheit signalisieren werde. Der künftige gläserne Vorbau anstelle der einstigen massiven Holztür soll als Windfang Schutz gegen Wind und Wetter bieten. Auch an die Barrierefreiheit ist gedacht: mittels einer kleinen Hebebühne soll man den Höhenunterschied zwischen Vorplatz und Kirche überwinden können, ohne auf die Treppe angewiesen zu sein.
In Kürze wird dann noch ein neuer beweglicher Altar gestaltet, der auch andere Formen des Gottesdienstes ermöglichen wird. „Das alles wird sehr ansprechend werden, sowohl optisch als auch funktional“, prognostiziert Inge Böhle. Über den weiteren Zeitplan und zur Frage, wann genau das im Jahr 1710 geweihte Gotteshaus wieder seine Türen öffnen wird, könne man gegenwärtig noch nichts Konkretes sagen.
Überraschende Funde von Gräbern
Als 2018 bei Baggerarbeiten insgesamt 27 Gräber gefunden wurden, war die Überraschung groß. Dabei war man auf Überreste von 40 Menschen gestoßen, die sich in den gemauerten Gewölben nur knapp unter dem Kirchenboden befanden. Der damalige Ausgrabungsleiter Dr. Thilo Warnecke sagte seinerzeit, dass wegen der Zahl der Bestattungen und der Konstruktion der Grabanlagen dieser Fund etwas Außergewöhnliches sei.
Entgegen der ersten Annahme, dass es sich überwiegend um Hugenotten, französische Glaubensflüchtlinge handeln müsse, für die die Kirche ursprünglich von Landgraf Karl erbaut wurde, verwiesen die umgehend eingeleiteten Nachforschungen auf Kasseler Bürger der Oberschicht, die dort zwischen 1714 und 1797 bestattet wurden. Unter den Bestatteten identifizierte man auch Kinder, etwa die dreijährige Tochter des italienischen Baumeisters Giovanni Francesco Guerniero, Konstrukteur des Herkules.
Wie Böhle mitteilt, hat man entschieden, die Gräber und menschlichen Überreste dort zu belassen. Alles sei von der Bodendenkmalpflege begutachtet und dokumentiert worden. Nun gelte es, die Toten in Frieden ruhen zu lassen. Es gebe lediglich noch einen nichtöffentlichen Zugang für Forschungszwecke. Von Glasplatten mit Blick auf die Grabstätten wurde aus verschiedenen Gründen abgesehen.
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Foto: © Klaus Böhle