Sanierung Parkhaus Wilhelmsstraße: Ein Gebäude steht unter Spannung
14. Okt 2022 | Seit Anfang des Jahres wird das Parkhaus Wilhelmsstraße saniert. Die umfangreichen Bauarbeiten in Kassels ältestem – und für viele schönsten – Parkhaus umfassen insbesondere die Erneuerung der Bodenbeläge, Wände, Decken und Beleuchtung. Dies alles geschieht bei laufendem Betrieb – eine echte Herausforderung.
Hinter der Glasfassade, die nachts mit ihrer grünen Beleuchtung ein Wahrzeichen des Quartiers darstellt, sind die Arbeiten des Sanierungsunternehmens teils soweit fortgeschritten, dass sich beeindruckende Unterschiede zwischen vorher und nachher zeigen. Peter Sadecki vom Parkhaus-Management zeigt in einer bereits teilerneuerten Etage auf den neuen Fahrbahnbelag. Tau- und Salzwasser, erklärt er, setzten dem Belag im Laufe der Jahre derart zu, dass Risse und Schäden entstehen, so Sadecki. Aufgrund des Verschleißes müsse er etwa alle 15 Jahre erneuert werden. So sei es nun höchste Zeit gewesen, und dabei werde jetzt eine spezielle widerstandsfähigere Epoxidharz-Beschichtung verwendet. Hier und dort sieht man auch neue verbesserte, wartungsfreie Dehnungsfugen im Boden, denn das Material arbeitet permanent. Im Zuge der Arbeiten wird auch gleich die Beleuchtung optimiert; auch werden Rohre und Kabel, zuvor überall sichtbar, elegant in Wänden und Decken verbaut.
Der bisherige Fahrbahnbelag: Tau- und Salzwasser haben ihm zugesetzt.
Parkhaus Wilhelmsstraße: Korrosion soll verhindert werden
Die Wände und Decken werden in allen sechs Etagen erneuert. Alte Farbe, zum Teil mehrere Schichten stark, müsse entfernt und neue aufgetragen werden, ebenfalls mit einer Epoxid-Beschichtung. Für das Parkhaus sei ein Sanierungskonzept erstellt worden, mit dem man das Gebäude etwa die nächsten 35 Jahre erhalten könne, so Sadecki weiter, der täglich im sogenannten Park-Cafe an der Parkhauseinfahrt der Garde-du-Corps-Straße auch als Ansprechpartner für alle Kunden fungiert, assistiert von seinen Mitarbeitern. Überall, wo Beton saniert wird, werde zur Zeit mit Carbonbeton verstärkt. Der Vorteil: Verminderung von Korrosion, eine 30 Prozent höhere Belastbarkeit und weniger Materialeinsatz. Überhaupt komme bei der Sanierung modernste Technik zum Einsatz, etwa mit dem sogenannten kathodischen Korrosionsschutz (KKS), bei dem Gleichstrom in Richtung des zu schützenden Metalls fließt, um angefangene Korrosion einzustellen. Das Bewehrungseisen steht sozusagen dauerhaft unter leichter Spannung. Daneben sind Höchstdruckwasserstrahl-Geräte im Einsatz, die mit bis zu 3000 bar äußerst effektiv Material entfernen.
Rohre und Leitungen, die bislang offen sichtbar waren, sollen optisch verschwinden.
Parkhaus Wilhelmsstraße bittet um Verständnis für Unannehmlichkeiten
Dies alles verursache leider Lärm, der teilweise sehr laut und langanhaltend monoton sein kann, erklärt Sadecki. Die Schmutzbelastung sei eher gering, die Treppenhäuser würden ohnehin regelmäßig gefegt und geputzt, doch die Bauabschnitte mit den intensiven Stemmarbeiten verursachten leider Belastungen, die sich nicht vermeiden liessen. „Wir tun alles, um die entstehenden Belastungen so gering wie möglich zu halten“, so Sadecki weiter. Geplant ist, die Kommunikation mit den Quartier-Anliegern und Kunden, darunter auch viele Dauerparker, zu verstärken. „Das Parkhaus Wilhelmsstraße bittet alle, die von den Belastungen betroffen sind, um Verständnis für die derzeitigen Unannehmlichkeiten“, sagt Sadecki.
2001 war nach dreijährigen umfangreichen Umbauarbeiten die gesamte Fassade und das Parkhaus (Beton, Beschichtung, Fugen) erneuert worden. Die Fertigstellung der Innensanierung war ursprünglich für Ende 2022 vorgesehen, doch mit zunehmendem Fortschritt der Arbeiten ist man immer wieder auf Unerwartetes gestoßen, was die Arbeiten nun verlängert.
Kassels historisches Parkhaus-Juwel, das neben einer Videoüberwachung und einem Servicepunkt auch kostenlose saubere Toiletten bietet, wird mit viel Aufwand fit gemacht für die nächsten Jahrzehnte. Das ist auf jeden Fall eine sehr positive Nachricht – da sind die typischen Begleiterscheinungen einer Baustelle hoffentlich bald vergessen.
Fotos: Kettler Kommunikation