FutureSpace: Wo es Freude macht, sich Wissen anzueignen
16. Dez 2022 | Ideen entwickeln, Experimentieren, Recherchieren, Lernen: im FutureSpace in der Wilhelmsstraße kommen die grauen Zellen in Schwung. Ein entspannter und gemütlicher Ort, der Bildung ermöglicht, die selbstbestimmt, forschend und spielerisch ist. Die Türen stehen offen für Interessierte jeden Alters.
Seit Juni 2022 befindet sich der FutureSpace in der oberen Wilhelmsstraße (gegenüber Heini Weber – Hören und Sehen), und viele Innenstadt-Besucher rätseln beim Vorbeigehen, was eigentlich dahintersteckt. Häufig herrscht reges Treiben hinter den großen Fensterscheiben, mitunter sieht man jemanden vor Gruppen einen Vortrag halten, oft sieht man junge Leute herumwuseln. Was hat es damit auf sich? Womit sind sie beschäftigt? Wird hier etwas angeboten? Und wer soll angesprochen werden?
Das FutureSpace steht allen offen – ob groß oder klein
„Angesprochen ist grundsätzlich jede und jeder – ob klein oder groß, jung oder alt“, sagt Conny Kramm-Rettberg – und sie betont diesen Aspekt. „Viele denken, es drehe sich hier vielleicht ausschließlich um so etwas wie ‚Jugend forscht‘ und das sei hier nur für Schülerinnen und Schüler. Dabei laden wir ganz bewusst auch Ältere ein, sich in den FutureSpace zu begeben und sich einzulassen auf die vielfältigen Möglichkeiten, die wir hier anbieten.“ Die Markenbotschafterin des Schülerforschungsnetzwerks (SFN) Deutschland, zu dem der FutureSpace gehört, ist seit kurzem u.a. für das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. An einem „ganz normalen“ Freitag sitzen wir vor Ort zusammen, mit Kaffeebechern, gemütlich in einer plüschigen Sitzgruppe. Im Hintergrund ein Terrarium, in dem Achatschnecken sitzen.
Der FutureSpace ist die Fortsetzung des bisherigen Lebenswerks von Klaus-Peter Haupt, den hier alle nur liebevoll KP nennen. Der ehemalige Lehrer und FutureSpace-Geschäftsführer ist Motor in dem gesamten Gefüge – ein hellwacher Geist, ausgesprochen rege und wertschätzend. Nachdem er sich kurz vorstellt, widmet sich der Gründer und ehemalige Leiter des Schülerforschungszentrums Nordhessen (SFN) wieder seinen zahllosen Projekten, die noch erledigt werden müssen. Der vielbeschäftige Mann ist zudem noch Vorsitzender des Fördervereins SFN, „Jugend forscht“-Botschafter Hessen, MINT-Beauftragter des Hessischen Kultusministeriums und Vorsitzender des Astronomischen Arbeitskreises Kassel.
Gute Bildung, um neue Herausforderungen meistern zu können
Hinter dem über Spenden finanzierten Konzept steht die Frage, was gute Bildung ausmacht. Der FutureSpace steht für die Auffassung, dass die selbstbestimmte und selbstständige Erforschung und Entdeckung der Welt ein essentieller Bestandteil von guter Bildung ist. Wenn Individuen in der Lage sind, sich selbständig Wissen anzueignen und zu verstehen, dann sind sie auch befähigt, die Welt mitzugestalten. Auch wenn das heutige Bildungssystem das beste sei, das wir je hatten, und Lehrinnen und Lehrer täglich Großartiges leisten, so stoße man doch an Grenzen.
Der FutureSpace will hier unterstützen und das Lernen auf die nächste evolutionäre Stufe anheben. Denn künftig stehen Schulen und auch Unternehmen vor neuen Herausforderungen: viele Jobs, die wir jetzt noch gar nicht kennen können, werden in den nächsten Jahrzehnten entstehen. Das Bildungssystem müsse sich hier anpassen, um die Herausforderungen meistern zu können.
Dabei gelte es, nicht nur die Besten zu fördern, von denen einige im Schülerforschungsnetzwerk Nordhessen aktiv sind, das sich in der Parkstraße befindet. Wichtig sei auch, niemanden zurückzulassen: Die Stärkeren, Begabteren, Schnelleren helfen den Schwächeren, den weniger Begabten, den Langsameren.
Der FutureSpace öffnet sich dabei auch Menschen anderer Nationen und Kulturen: Mittwochs findet immer ein internationaler Nachmittags statt, letztens waren Jugendliche aus acht Nationen anwesend: Albanien, Bulgarien, Syrien, Pakistan, Ukraine, Kasachstan, dem Kosovo und Deutschland.
Autonomie, soziale Eingebundenheit und der Aufbau lösungsorientierter Kompetenzen
Neben der Autonomie, bei der Schülerinnen und Schülern bewusst die Bewältigung schwieriger Aufgaben zugetraut wird und sie darin unterstützt werden, sich selbst zur Lösung zu verhelfen, ist auch die Gruppenerfahrung unter Gleichgesinnten eine bedeutende Säule. Sie ermöglicht soziale Eingebundenheit, bei der es um Vertrauen und Respekt geht. Die Teilnehmenden lernen so u.a., auf ihre eigenen Fertigkeiten und Fähigkeiten zu vertrauen.
Lerninseln laden zum Tüfteln und Experimentieren ein
Praktisch umsetzen lässt sich dies mithilfe von Lerninseln, die Conny Kramm-Rettberg bei unserem Rundgang vorstellt. An den offenen Stationen, die verschiedene technische und wissenschaftliche Themenfelder behandeln, finden sich keine klassischen Arbeitsblätter, sondern Anleitungen zum Experimentieren.
Heute ist „Schnecken-Aktionstag“ (Foto), und so findet nach einer „Namenstaufe“ der Tierchen an einer Lerninsel ein experimentelles hochunterhaltsames Riesenschnecken-Rennen statt. Eine Schar staunender Kinder lernt hier in spielerischer und selbsterkundender Weise viel Interessantes über Achatschnecken, die nun auf Namen wie Humboldt oder Curie hören, betreut von Dr. Heike Ziegler, die hier als Projektmanagerin und Biologin wirkt. Weiter hinten im Raum trifft eine Gruppe Kinder mit Eltern ein – eine Geburtstagsfeier für einen 8-jährigen steht an. Tom und Maxi aus dem FutureSpace-Team haben sich dafür ein spannendes wissenschaftliches Spiel ausgedacht.
Ein niedrigschwelliger Zugang zu einer Vielzahl von Themen
Langeweile kommt im FutureSpace keine auf, zu vielfältig sind die Möglichkeiten, die auch über den Bereich MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) hinausgehen: Das Spektrum reicht etwa vom Experimentieren mit Mikrowellenstrahlung und dem Erkunden der physikalischen Seite der Musik mit einer bespielbaren Orgel, über digitale genetische Fingerabdrücke, digitale Elektronik, moderne Halbleitertechnologie, Solartechnik, Neurobiologie und Mikrobiologie bis hin zum Lernen in Virtual Reality (VR), zu Programmierkursen und Vorträgen zu unterschiedlichsten Themen, beispielsweise Astronomie, philosophische Gesprächskreise, sowie Sozialwissenschaften und Medientechnik.
Mehr, auch über viele spannende Vorträge, erfahren Interessierte unter https://futurespace.org/ – oder am besten einfach vorbeikommen und mitmachen! Schulklassen, die geschlossen kommen möchten, müssen sich unter anmeldung@futurespace.org melden und Thema und Termin absprechen.
Ach ja, ab sofort kann man Rund-um-die Uhr die Schnecken beobachten: https://www.futurespace.org/schneckencam
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-18 Uhr, Schulklassen nach Voranmeldung ab 8.00 Uhr
Sa, So 14-18 Uhr
Fotos: FutureSpace